Volkssagen aus Stadt und Kreis Bütow in Pommern.  Gesammelt von Walter Keller. Bütow 1920.
Nachdruck: Unvergessene Heimat, Nr.6. Frankenberg 1969. - Sagen aus dem Kreise - Nr.93 S.45  


Hei kiekt as de Hund na Jakob

So sagt man in Wusseken, wenn jemand sehnsüchtig nach etwas ausschaut. Die Zeit von Johannis bis Jakobi (24. Juni bis 25. Juli) ist eine hungrige Zeit auf dem Lande; denn die alten Vorräte an Korn und Kartoffeln sind aufgebraucht, und nicht nur die Menschen, sondern auch die Haustiere, und unter ihnen besonders die Hunde, kriegen schmal zu beißen, daher alles sich nach Jakobi sehnt, wo es wieder vom Neuen gibt. So ist das Sprichwort entstanden. In Wusseken erzählt man aber: Vor vielen Jahren hatte hier einmal ein Wirt, namens Schulz, schon vor Jakobi Roggen gemäht. Die Stiegen standen in nächster Nähe des Dorfes und wurden von den Sperlingen hart mitgenommen. Zu ihrer Vertreibung band Schulz seinen Hund an eine der Stiegen, ohne ihn jedoch nach bestimmter Frist zu befreien. Dem Hunde fing der Magen endlich an, schief zu hängen, und er erhob ein klägliches Geheul, das einem langgezogenen "Jakooob" ähnelte. Die Leute hörten das und meinten: "De Hund seggt: Is dat noch nich ball Jakooob?" Daraus entstand dann später die Redensart. Hei kiekt as de Hund na Jakob!

(Knoop)


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