Volkssagen aus Stadt und Kreis Bütow in Pommern.  Gesammelt von Walter Keller. Bütow 1920.
Nachdruck: Unvergessene Heimat, Nr.6. Frankenberg 1969. - Sagen aus dem Kreise - Nr.58 S.30  


Der geprellte Teufel

In Klein-Pomeiske lebten zwei Brüder, die ein sehr liederliches Leben führten. Als sie Hab und Gut verpraßt hatten, kam der Teufel zu Ihnen und sagte, er wolle ihnen einen großen Haufen Geld geben, der nie alle würde. Nach Jahresfrist würde er darauf wiederkommen, und sie sollten ihm dann etwas zu tun aufgeben. Könne er dies vollbringen, so müßten sie ihm mit Leib und Seele angehören. Vermöge er es auch nur bei einem von ihnen nicht, so würde er ihnen noch ebenso viel Geld dazugeben, als sie schon bekommen hätten. - Die Brüder gingen den Pakt ein. Der jüngere schaffte sich viele Pferde an und fuhr aus dem ganzen Lande die Steine auf einem Berge zusammen. Der ältere dagegen kam jetzt erst recht nicht aus seinem wilden Leben heraus. Als nun nach Jahresfrist der Böse kam, befahl ihm der eine Bruder, mit dreimaligem Blasen den Steinhaufen auseinander zu pusten. Doch schon beim zweiten Male blies der Teufel den Sand mit den Steinen in die Höhe und gar beim dritten war der halbe Berg mit verschwunden. Nachdem er dies getan , nahm er den Mann mit sich und flog zu dem andern Bruder hin. Der saß ruhig in der Schenke und kam erst nach längerem Zureden heraus. Als ihn nun der Teufel aufforderte, ihm seine Arbeit aufzugeben, ließ der Mann einen Wind fahren und sprach: 'Fang mir diesen und schlag einen Kreuzknoten hinein!" Das war für den Teufel zu viel. Er mußte den jüngeren Bruder wieder zurückgeben und dazu noch einen großen Haufen Geld. Man wird nun vielleicht denken, die Bedingung, einen Kreuzknoten zu schlagen, sei recht überflüssig gewesen; denn diese Aufgabe hätte der Teufel nie lösen können. Das ist aber nicht wahr, wie ein anderer Bauer zu seinem Leidwesen erfahren mußte. Der gab dem Teufel dasselbe auf, aber ohne den Kreuzknoten, und was geschah? Es verging ein Tag, es verstrich ein Monat und noch einer, der Teufel kam nicht wieder, und der Bauer fühlte sich schon ganz sicher, da, nach dem Verlauf eines ganzen Jahres, kam der Böse atemlos herbeigerannt, zog eine Federpose heraus und siehe, er hatte den ganzen Wind des Mannes bis auf den letzten Hauch aufgefangen und in den Kiel gesteckt. Selbstverständlich hatte er damit die Seele des Bauern gewonnen.

Besser glückte es einem andern Mann aus demselben Dorf. Der trug dem Teufel auf, das Eisen vom Pflug, welches durch das Erdreich beim Pflügen abgeschabt wird, zu sammeln und ihm zu bringen. Hierauf hat sich der Böse von vornherein nicht einlassen mögen, sondern er warf dem Bauern den Kontrakt vor die Füße und flog davon.

Der Teufel kann auch nicht aus einem Sandberg Stränge spinnen, und gar mancher ist ihn los geworden, der ihm diese Arbeit zu verrichten gab.

(Jahn)


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