Volkssagen aus Stadt und Kreis Bütow in Pommern.  Gesammelt von Walter Keller. Bütow 1920.
Nachdruck: Unvergessene Heimat, Nr.6. Frankenberg 1969. - Sagen aus der Stadt - Nr.30 S.16  


Der Mahrt quält zwei Töchter eines Tagelöhners

Ein Wanderer kehrte, einmal zur Winterszeit bei einem Tagelöhner in Bütow ein und bat um Nachtquartier, das ihm auch gewälzt wurde. Ungefähr um 1 Uhr in der Nacht hörte der Wanderer, wie die beiden jungen Mädchen des Tagelöhners aufstanden und aus dem Hause schlichen. Nach etwa zwei Stunden kamen sie zurück. Da sagte die eine "Mein Gott, wie schmerzen mich doch alle Glieder. Ich mußte auf einem Zaun reiten, von dem ich alle Augenblick herunterfiel, und dabei habe ich mich ganz und gar zerstoßen. " Die zweite sagte: "Mir erging es noch schlimmer. Ich mußte einen Dornenstrauch reiten, in den ich immer hineinfiel, und dabei habe ich mich ganz und gar zerstochen." Da klagten beide: "Könnte uns doch ein Mensch von dieser Last befreien!" Eine Stunde später wollte der Tagelöhner die Mädchen wecken; aber der Wanderer wehrte ihm und sagte: "Wenn Ihr wüßtet, wie Eure Töchter sich die Nacht haben quälen müssen, während Ihr schnarchtet, dann würdet Ihr sie nicht stören." Und nun erzählte er, was er gehört hatte, und riet dem Vater, andere Paten zu nehmen und die beiden Mädchen noch einmal taufen zu lassen, denn die alten Paten wären Schuld daran. So geschah es auch, und die Mädchen waren die Plage los.

(Knoop)


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