Volkssagen aus Stadt und Kreis Bütow in Pommern.  Gesammelt von Walter Keller. Bütow 1920.
Nachdruck: Unvergessene Heimat, Nr.6. Frankenberg 1969. - Sagen aus der Stadt - Nr.27 S.15  


Ein Freimaurer sucht einen Stellvertreter

Gar mannigfaltiges wissen alte Leute von Freimaurern zu erzählen. Die verschiedensten Fälle führen sie aus ihrer Jugend an, daß Bekannte oder gar Verwandte gestorben seien und daß sich durch den Tod ein Freimaurer losgekauft habe. - Einmal in jedem Jahre losen nämlich die Freimaurer, und derjenige, den das Los trifft, muß sterben. Er kann sich jedoch zweimal durch einen Ersatzmann loskaufen. Trifft ihn aber das Los zum dritten Mal, dann ist er dem Tode verfallen. Vor vielen Jahren traf nun das Los den Besitzer in Moddrow. Er kam nach Bütow zu seinem Schneider und forderte diesen auf, ein Schriftstück zu unterschreiben. Da der schlaue Schneider aber nicht lesen konnte, so verweigerte er seine Unterschrift. Da suchte der Gutsherr lange in der ganzen Stadt umher und fand endlich einen alten Arbeiter, der für einiges Geld seinen Namen unter das Schreiben setzte. Als er noch an demselben Nachmittag bei einem Ackerbürger auf dem Felde pflügte, fiel er plötzlich um und war tot. Die Angehörigen fanden auf dem nackten Körper in der Herzgegend ein kleines goldenes Herz, einen Hammer und einen Winkel. Daran erkannten sie, daß er für einen Freimaurer gestorben sei.

(Mündlich, auch von Jahn ähnlich erzählt.)


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