Volkssagen aus Stadt und Kreis Bütow in Pommern.  Gesammelt von Walter Keller. Bütow 1920.
Nachdruck: Unvergessene Heimat, Nr.6. Frankenberg 1969. - Sagen aus der Stadt - Nr.26 S.15  


Das sechste und siebente Buch Moses

Diese beiden Bücher sind nicht in der Bibel zu finden, da sie allerlei Zauberei enthalten. Einige Leute besitzen diese Bücher noch und bewahren sie als besonderes Geheimnis vor unberufenen Augen. Ein alter Tischlermeister aus Bütow, so erzählte eine alte Frau, besaß auch das sechste und siebente Buch Moses und hatte damit schon vielen Menschen geholfen. Er las sehr fleißig darin und gerne hätten seine Lehrlinge gewußt, was darin stände. Als er nun eines Sonntags zur Kirche gegangen war, hatte er das Buch auf dem Tische liegen lassen. Ein Lehrling entdeckte dies, und da er den Meister fern wußte, setzte er sich an den Tisch und begann eifrig darin zu lesen. Aber wälzend er las, ging die Tür auf und viele schwarze Männer traten herein, setzten sich an den Tisch und verlangten einen Auftrag. Der Lehrling wußte sich vor Schreck keinen Rat, sondern stieß einen ängstlichen Schrei aus. Darauf kam ein zweiter Lehrling herein. Als er sah, was dort vorging, lief er zur Kirche und rief den Meister. Dieser schlug drei Kreuze und las alles das, was der Lehrling gelesen hatte, rückwärts, und darauf verschwanden die Männer. Der Knabe aber hatte seit der Zeit seine Sprache verloren.

(Mündlich)


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