Volkssagen aus Stadt und Kreis Bütow in Pommern.  Gesammelt von Walter Keller. Bütow 1920.
Nachdruck: Unvergessene Heimat, Nr.6. Frankenberg 1969. - Sagen aus der Stadt - Nr.20 S.11  


Mäuse als Backobst und Klöße

Ein Ackerbürger von Bütow beschäftigte einst zur Erntezeit viele Leute. Die Frau, der man allerlei geheimnisvolle Künste nachredete, war zu Hause und hatte sich bis zur Mittagszeit bei ihrer Nachbarin aufgehalten. "Ach," sagte die Frau, "Ich muß schnell nach Hause gehen und Mittag kochen. "Jetzt erst Mittag kochen?" erwiderte die Nachbarin, die Männer werden gleich vom Felde kommen. "Dann bereite ich schnell Backobst mit Klößen, " entgegnete die Frau und ging. Die Nachbarin folgte ihr heimlich und bemerkte, wie die Ackerbürgerfrau hinter dem Ofen etwas unverständliches murmelte. Dort stand nämlich eine Tonne, in der unzählige weiße und schwarze Mäuse waren. Es dauerte nicht lange, so stand eine große dampfende Schüssel mit Backobst und Klößen auf dem Tisch. Als nun die Männer vom Felde kamen, sagte ihnen die Nachbarin heimlich, sie sollten sich segnen; denn mit dem Mittag sei es nicht im Rechten. Als sie sich zu Tisch gesetzt hatten, sprachen sie ihr Gebet und bekreuzten das Essen und siehe da, die Klöße wurden zu weißen und das Backobst zu schwarzen Mäusen. Von Stund an verließen die Arbeiter das Haus. (Diese Sage wird auch aus der Umgegend von Bütow erzählt.)

(Mündlich)


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